Topische Dermatika Informationen

Topische Dermatika

Was sind topische Dermatika?

Was sind Topischer Dermatika?

Ein großer Vorteil der Haut besteht darin, dass sie im Gegensatz zu den meisten anderen Organen direkt zugänglich ist. Deshalb können Ärzte sie von außen behandeln. Die Arzneimittel, die für so eine lokale Therapie benutzt werden, heißen topische Dermatika. Der Begriff kommt vom griechischen Wort topos für Ort, Platz und Derma für Haut.

Topische Dermatika spielen in der Behandlung verschiedenster Hautkrankheiten (Dermatosen) eine wichtige Rolle – angefangen mit Akne und allergischen Reaktionen über Infektionen mit Bakterien, Pilzen oder Viren bis hin zu Neurodermitis und Psoriasis (Schuppenflechte). Sie werden eingesetzt um trockenen Hautstellen die notwendige Feuchtigkeit zurückzugeben, um Juckreiz zu lindern und die Wundheilung zu fördern.

Entscheidend für den Behandlungserfolg ist aber nicht nur der in einem solchen Lokaltherapeutikum enthaltene Wirkstoff, sondern auch Träger- und Hilfssubstanzen, mit denen dieser auf beziehungsweise in die Haut gebracht wird. Denn die Grundlagen oder Vehikel, wie Hautärzte es nennen, haben ihre eigenen Effekte. Alkoholische Lösungen etwa wirken kühlend, abschwellend und austrocknend. Eine Fettsalbe hingegen macht trockene Hautbereiche geschmeidig und schließt sie nach außen ab.

Die Haut als Barriere und Behandlungsort

Grafischer Aufbau der Epidermis

Als Grenze zur Außenwelt erfüllt die Haut lebenswichtige Schutz- und Abwehrfunktionen. So verhindert die bei einem erwachsenen Menschen 1,5 bis 2 Quadratmeter große Körperhülle unter anderem, dass der Organismus unkontrolliert Flüssigkeit verliert. Umgekehrt bewahrt sie das Körperinnere vor schädlichen Umwelteinflüssen wie Krankheitserregern, Fremdstoffen (z.B. Chemikalien) und UV-Strahlen.

Aufgebaut ist die Haut aus drei miteinander verbundenen Schichten: Innen die Unterhaut (Subcutis), dann das Korium (Lederhaut, Dermis) und zuletzt die Epidermis (Oberhaut). Als oberste Hautschicht besitzt die Epidermis hinsichtlich der Barrierefunktion eine besondere Bedeutung. Sie besteht von innen nach außen aus Basalzell-, Stachelzell-, Körnerzell-, Glanz- und Hornschicht.

Die Hornschicht wiederum wird von abgestorbenen, verhornten Hautzellen gebildet. Diese dicht gepackten und miteinander vernetzten Hornzellen formen je nach Hautregion zwölf bis 200 Schichten. Zwischen den Zellen befindet sich die Interzellularsubstanz, die größtenteils aus Fetten besteht.

Die Hornschicht ist ähnlich wie eine Mauer aufgebaut: Die Backsteine werden durch die Hornzellen gebildet und der Mörtel durch die Interzellularsubstanz. Beide Strukturen tragen zur Barrierefunktion bei.

Die Grundlagen topischer Dermatika und ihre Effekte

Grafik über die Grundstoffe der äußerlichen Arzneimittel

Bei den Lokaltherapeutika gibt es im Wesentlichen drei Grundlagen. Sie unterscheiden sich zum einen in ihrer Konsistenz (Streichfähigkeit), zum anderen in ihren lipophilen (fettliebenden) und hydrophilen (wasserliebenden) Eigenschaften. Die klassischen Vehikel sind:

  • Fettige (lipophile) Grundlagen
    Fettsalben und Öle haben eine rückfettende Wirkung. Diese Eigenschaft ist immer dann erwünscht, wenn die Haut sehr trocken ist und/oder sich schuppt. Auch zur Behandlung von stark verhornten Hautarealen bieten sich fettige Grundlagen an.
  • Flüssige (hydrophile) Grundlagen
    Lösungen verdunsten auf der Haut und wirken so kühlend, abschwellend, entzündungshemmend, austrocknend und lindern Juckreiz. Alkoholische Lösungen sind zudem desinfizierend. Flüssige Grundlagen lassen sich leicht verteilen. Außerdem verkleben sie nicht, was bei der Behandlung von behaarten Hautarealen ein Vorteil ist.
  • Feste Grundlagen
    Puder haben ebenfalls einen kühlenden und austrocknenden Effekt. Er entsteht, weil die darin enthaltenen winzigen Teilchen die Hautfeuchtigkeit aufnehmen und schneller verdunsten lassen.

Diese drei klassischen Grundlagen können miteinander kombiniert werden, so dass sich ihre Effekte vereinen. Welche Eigenschaften sich dann ergeben, hängt vom jeweiligen Anteil der flüssigen, fettigen und festen Bestandteile ab. Puderpartikel in Fett ergeben zum Beispiel eine Paste, die trocknet, kühlt, gut haftet und die Haut abdeckt. Viele topische Dermatika sind Emulsionen – enthalten also mindestens zwei Bestandteile (Phasen), die sich nicht ineinander auflösen.

Eine Creme ist zumeist eine Öl-Wasser-Emulsion. Da sie einen hohen Wasseranteil besitzt, fettet sie nur leicht, spendet aber Feuchtigkeit und kühlt so. Wasser-Öl-Emulsionen sind hingegen eher rückfettend.

Die Grundsätze der Lokaltherapie

Bei topischen Dermatika beeinflusst nicht nur der Wirkstoff den Krankheitsverlauf, sondern auch die Grundlagen. Deshalb muss der Arzt die Vehikel sorgfältig wählen, abhängig von Faktoren wie den allgemeinen Eigenschaften der Haut seines Patienten, Art und Dauer der Dermatose sowie dem Zustand der erkrankten Hautbereiche.

So dürfen fettreiche, verschließende (okkludierende) Grundlagen bei akuten, nässenden Hautzuständen wie einem Kontaktekzem mit Blasenbildung nicht eingesetzt werden. Denn darunter können sich Kammern bilden, die Infektionen begünstigen. Öl-Wasser-Emulsionen oder Hydrogele hingegen sind hier gut geeignet.

Dieses Beispiel zeigt, dass die Vehikel sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf eine Hautkrankheit haben können. Allein das spricht schon dafür, dass ein topisches Dermatikum nicht ohne medizinischen Grund gegen ein anderes ausgetauscht werden sollte. Denn selbst wenn dieses Mittel den gleichen Wirkstoff in identischer Dosis enthält, kann es sich in Art und Zusammensetzung der Grundlagen unterscheiden. Schon marginale Abweichungen können in diesem Fall zu erheblichen Problemen führen, die den Erfolg der Behandlung gefährden. Insbesondere Menschen mit chronischen Hautkrankheiten reagieren nicht selten auf bestimmte Hilfsstoffe allergisch.

Hinzu kommt noch, dass viele Haut-Patienten einen langen Leidensweg hinter sich haben, bis für ihren Fall das Lokaltherapeutikum gefunden wurde, das wirklich hilft. Dann ist es das beste, genau dabei zu bleiben und den Empfehlungen des behandelnden Arztes zu folgen.